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Umwelt & Natur

Moore – Die unterschätzten Klimaschützer

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Was sind Moore?

Moore ist ein dauerhaft sumpfiges Feuchtgebiet mit niedriger Vegetation, das hauptsächlich durch Moose, insbesondere Torfmoos, sowie Seggen und oft verschiedene Sträucher – durch unvollständige Verrottung gekennzeichnet ist, wodurch meist saure, nährstoffarme Torfböden mit einer Mächtigkeit von mindestens 30 cm entstehen.

Moore als Informationsquelle

Moore sind Lebensräume, die auf übermäßige Regen- oder Grundwassermengen angewiesen sind. In ihrem natürlichen Zustand haben sie torfbildende Vegetation. Torf hingegen ist eine Bodenart, die aus unterschiedlich stark zersetztem Pflanzenmaterial besteht. Die Torfbildung ist ein sehr langsamer Prozess: Im Durchschnitt wächst die Torfschicht in einem naturnahen Moor nur um einen Millimeter pro Jahr.

Dieses langsame Wachstum hat das Moor jedoch zu einer historisch wichtigen Informationsquelle gemacht. Beispielsweise lassen sich Landschafts- oder Klimaveränderungen im Torf ablesen und teilweise Rückschlüsse auf den menschlichen Einfluss auf Klima und Umwelt ziehen. Etwa die Hälfte der Süßwasser-Feuchtgebiete der Welt sind Moore, mit einer Gesamtfläche von mehr als 4 Millionen km2. In Deutschland gibt es rund 14.000 Quadratkilometer Heide, die meisten davon in den norddeutschen Bundesländern Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.

Wohn- und Erwerbsgartenbau sind weltweit Hauptabnehmer von Torf und Torfprodukten. Dort dienen sie als Bodenverbesserungs- und Kultursubstrat. Heute muss oft Torf aus dem Baltikum importiert werden, wo die lokalen Torfvorräte nicht mehr ausreichen, oder um die wenigen unberührten Moore zu schützen. Trotz ihrer ökologischen Bedeutung werden Moore nur selten in internationale Abkommen wie die RAMSAR-Konvention (Convention on Wetlands of International Importance) aufgenommen: Weniger als 10 % der weltweiten Moore sind im RAMSAR-Inventar enthalten.

Kohlenstoffkreislauf – Bild: © Wikipedia

Wirksame Kohlenstoffsenke

Neben einem wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität haben Moore noch eine weitere, im Kontext des Klimawandels nicht zu unterschätzende Funktion: Sie sind die wirkungsvollste Kohlenstoffsenke aller terrestrischen Lebensräume.

Der weiche Untergrund gibt unter seinen Füßen nach und mit einem Klickgeräusch befreit er die herunterhängenden Gummistiefel wieder. Ein treibender Nebel verhüllte die schmalen Pfade, die sich durch das dunkle Wasser schlängeln. Für viele hat Moore ein einzigartiges, mysteriöses und sogar unheimliches Gefühl. Für unsere Vorfahren war der Sumpf vor allem eines: eine trostlose, nutzlose Einöde. Dann wurden sie im Laufe der Jahrhunderte trockengelegt und land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Diese Praxis dauert bis heute an.

Das Moor leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und bietet vielen selten gewordenen Pflanzen- und Tierarten wie Grünstrandläufern, Sonnenwende- und Seefröschen einzigartige Lebensräume. Im Zuge des Klimawandels und der Erderwärmung erfüllen sie noch eine weitere, nicht zu unterschätzende Funktion: Sie sind die effizientesten Kohlenstoffsenken aller terrestrischen Lebensräume.

Effektive Kohlenstoffspeicher

Moore entwickelten sich in Mitteleuropa nach der letzten Eiszeit. In einer wassergesättigten Umgebung zersetzen sich abgestorbene Pflanzenreste ohne Sauerstoff nicht vollständig und bilden Torf. So wächst das lebendige Moor langsam nach oben, etwa einen Millimeter pro Jahr. Neben der abgelagerten organischen Substanz wird auch Kohlenstoff für Jahrtausende im Moor gebunden.

Dieser Prozess findet in Deutschland seit der Entstehung der Heide vor 11.000 Jahren statt. In dieser Zeit können sich riesige Kohlenstoffablagerungen bilden. Obwohl Moore nur 3 % der Landfläche der Erde bedecken, binden sie ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffs – doppelt so viel wie alle Wälder der Erde zusammen. Die Kohlenstoffmenge in einem Hektar Moor mit einer Torfschicht von bis zu 15 Zentimetern war etwa gleich hoch wie in einem hundertjährigen Wald in derselben Gegend.

Auf dem Trockenen

Bei der Trockenlegung des Moores kam der seit Jahrtausenden im Torf gebundene Kohlenstoff mit Sauerstoff in Kontakt und oxidierte diesen. Dabei werden nicht nur riesige Mengen Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt, sondern auch das mehr als 300-mal klimaschädliche Stickoxid (N2O). Somit wird die Gesamt-Klimabilanz im Moor in CO₂-Äquivalenten angegeben, die alle klimarelevanten Gase beinhalten. Intakte Moore setzen bei ihrer natürlichen Entstehung zwar auch das klimaschädliche Gas Methan frei, wirken sich aber insgesamt durch Kohlenstoffbindung langfristig positiv auf das Klima aus.

Die globale Zerstörung von Mooren durch Landgewinnung und Torfabbau geht jedoch weiter. Im weltweiten Vergleich liegt die EU bei den Treibhausgasemissionen durch die Zerstörung von Mooren an zweiter Stelle. Dies liegt hinter dem Spitzenreiter Indonesien, aber vor Russland, das den größten Sumpf der Welt hat. Indonesien hat einige der wichtigsten Torfwälder der Welt, aber diese Torfwälder werden schnell durch Ölpalmenplantagen zerstört oder fallen verheerenden Sumpfbränden zum Opfer.

Vor der eigenen Haustür

Aber vor der eigenen Haustür sieht es nicht viel besser aus. Ursprünglich machten die 1,5 Millionen Hektar Moore 4,2 Prozent der Landesfläche Deutschlands aus. Heute sind 95 Prozent des Landes tot – also entwässert, bebaut, land- oder forstwirtschaftlich genutzt. In Deutschland werden jährlich etwa 44 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente aus entwässerten Mooren emittiert. Das entspricht etwa fünf Prozent der Gesamtemissionen der Bundesrepublik Deutschland. Allein die Nutzung des Moores für die Landwirtschaft verursacht jährlich 37 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente.

Moore sind kein besonders ertragreiches Ackerland, und ihre Bewirtschaftung ohne staatliche Subventionen ist oft unrentabel. Paradoxerweise wird der Anbau von Biomasse, wie Mais, auf ehemaligen Mooren zur Erzeugung alternativer Energiequellen im Sinne des Klimaschutzes gefördert. Aber auch in Zeiten des Klimawandels gehört der Torfabbau nicht zu Deutschland. So hat Torf als Zusatz zur Blumenerde auch Einzug in unsere Gärten gehalten, obwohl es längst gute Ersatzstoffe gibt.

Es gibt jedoch einen positiven Trend zum Schutz von Mooren. Auf Druck von Umweltverbänden wurden bestehende, naturnahe Standorte geschützt und beschädigte Heideflächen repariert und wieder vernässt. Einige Bundesländer haben inzwischen eigene Feuchtgebiete Schutzprogramme, mit denen lokale Projekte gefördert werden können. Solche Instrumente sollten schnellstmöglich in allen Bundesländern etabliert werden.

Der NABU hat sich schon sehr früh für den Schutz des Sumpfes eingesetzt. Bereits 1911 wurden die ersten Moore im baden-württembergischen Federsee gekauft. Noch heute setzen sich NABU-Aktivisten bundesweit für den Erhalt und die Wiederherstellung der letzten Moorlandschaften ein, wie etwa im niedersächsischen Theikenmeer oder im Biesenthaler Becken in Brandenburg, um Moore sowohl als wichtige Lebensräume für den Schutz der Artenvielfalt als auch einen der Lebensräume unseres Planeten anzuerkennen.